Die Englische Upper Class der Nachkriegszeit achtete stets auf ein gepflegtes Äußeres mit Krawatte oder Fliege -...
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Modische Trends sind kurzlebig. Zum Glück, könnte man meinen. Lebenskünstler und Schriftsteller Oscar Wilde verstieg sich sogar zu der Behauptung, Mode sei „eine so unerträgliche Form von Hässlichkeit, dass sie mit jedem halben Jahr geändert werden muss“. Und vieles, was als absolut modern galt, ist innerhalb kurzer zeit vollends wieder aus der Mode gekommen. Natürlich lässt sich im Rückblick oftmals sagen, dass manche Jahrzehnte etwas anfälliger für modische Eintagsfliegen waren als andere. Und doch: Mode, die nicht aussah, gab es zu aller Zeit. Leider sind auch die absurdesten Trends oft nicht totzukriegen.
In orientalischen Ländern gilt es teils noch als Zeichen von Wohlstand und Standesbewusstsein, Goldschmuck zu tragen. Hierzulande gibt es derartige Traditionen eher weniger. Und dennoch meinen manche Zeitgenossen, sie erhöhen ihren Sex-Appeal durch das Tragen protziger breiter Panzerketten aus Gold (oder, was häufiger vorkommt, aus vergoldetem oder goldfarbenem Imitat). Denn schließlich signalisiert das finanzielle Sicherheit und Stilgefühl, oder? Nein, tut es nicht. Wer derart protzt, hat es nötig. Mal davon abgesehen, allein schon der Versuch, mit Modeschmuck anzugeben, ist peinlich genug. Das hielt das Kettchen aber nicht davon ab, in den 80ern zum unverzichtbaren Accessoire vor allem von Autonarren zu werden. Meist kombiniert mit einem blank polierten Opel Manta vor der Tür und einer Vokuhila-Frisur auf dem Kopf.
Es ist möglich, mit einem Goldkettchen gut auszusehen. Dann nämlich, wenn Sie ein südländischer Typ mit sonnengebräunter Haut sind und es zum hellen Hemd tragen. Ansonsten sollte das Schmuckstück besser unter dem Kragen verschwinden - oder unter einem dezenten Krawattenschal, wenn Ihnen ein bloßer hemdkragen nicht mondän genug ist..
Sanft rollen die Wellen des Ozeans an den Strand, und unter Palmen im Sand liegt der Held einer Fernsehserie im schreiend rot geblümten Hawaii-Hemd, einen Whiskey on the rocks in der Hand. So weit, so gut. Leider aber ist das Leben keine Fernsehserie aus den frühen 80ern. Und wer nicht wie Magnum am Strand von Hawaii sein Auskommen fristet, macht sich in dem bunten Hemd eher lächerlich. Denn da gehört es hin – an den Strand, nicht auf die Straße.
Entstanden aus traditioneller Arbeitskleidung, hatte das Hemd seinen ersten Höhepunkt im Laufe des Bold Looks der frühen 50er. Selbst US-Präsident Harry S. Truman zeigte sich ein, zwei Mal darin. Später durch Film und Fernsehen populär gemacht, traf das locker über der Hose getragene Hemd den Nerv und das Lebensgefühl der 80er Jahre. Allerdings garantiert nicht mit unauffälliger Eleganz. Heute wirkt das gute Stück gekünstelt locker, erst recht, wenn man es, wie leider viel zu verbreitet, zu entschärfen versucht, indem man es in die Hose steckt.
Was haben Miami Vice, Salsaclubs und das „Abbey Road“-Album der Beatles gemeinsam? Richtig, den weißen Anzug. John Lennon trug ihn auf dem legendären Titelbild des 1969 erschienenen Studioalbums (Sie wissen schon, das mit dem Zebrastreifen). Don Johnson zog damit in den 80ern zu Disco-Musik durch die Straßen. Andererseits: kaum ein Kleidungsstück sieht so bemüht und unelegant aus wie ein weißer Anzug, es sei denn, man kann ihn wirklich mit Stil tragen. Die große Beliebtheit des weißen Anzugs in der Salsa- und Latinszene gründet sich darauf, dass er zu dunkler Haut gar nicht mal so übel aussieht wie sonst. Am besten sogar noch mit gleichfarbigem Hut, schwarzem Hemd ohne Krawatte und cooler Sonnenbrille kombiniert.
Als Businessoutfit ist der weiße Anzug hingegen ein absolutes No-Go. Und in Gesellschaft ebenfalls. Theater? Feier? Hochzeit? Vergessen Sie's. Selbst falls Ihnen ein weißer Anzug tatsächlich stehen sollte (und das tut er bei 98% der Europäer nicht), gibt es keinen einzigen Anlass, zu dem er passen würde. Sie brauchen ihn also beim besten Willen nicht im Schrank zu haben.
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