Die Englische Upper Class der Nachkriegszeit achtete stets auf ein gepflegtes Äußeres mit Krawatte oder Fliege -...
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Eine Vernissage. Farbenfrohe Bilder hängen an den weißen Wänden. Daneben stehen abstrakte Skulpturen. Damen gehen mit Sektgläsern auf und ab, im Hintergrund spielt eine Jazzband. Und irgendwo dazwischen stehen Sie im schwarzen Anzug mit Manschettenknöpfen, weißem Hemd, silbergrauer Krawatte – und fühlen sich irgendwie overdressed.
Früher musste man, um falsch angezogen zu sein, noch alle gesellschaftlichen Konventionen außer Acht lassen. Da war man auf einer offiziellen Einladung mit dem Frack als Universalkleidungsstück gut bedient. Der war natürlich nicht besonders bequem. Immerhin war er damals noch extrem gestärkt und hatte eine durchgehende Piqueeweste. Aber er passte immer.
Die Aufweichung der Kleidungskonventionen hat zweifelsohne ihre Vorteile. Aber sie ist auch eine Herausforderung. Man muss nun selbst entscheiden, wie viel Formalität dem jeweiligen Anlass angemessen ist. Das führt zu ganz neuen Schwierigkeiten. Der Mann von Welt hat natürlich einen schwarzen Anzug für festliche Gelegenheiten im Schrank, vielleicht daneben sogar noch einen Smoking. Oft ist beruflich noch mindestens eine weiterer Anzug in Dunkelgrau oder Dunkelblau vorhanden. Aber eine Vielzahl von Gelegenheiten bewegt sich inzwischen in Bezug auf den jeweiligen Dresscode im Niemandsland. Wann ist der Anzug zu förmlich? Was kann ihn ersetzen?
Früher fiel diese Rolle oft dem dunkelblauen Navy-Blazer zu. Aber er wirkt gerade bei jüngeren Trägern schnell ein wenig altmodisch.
Die genannte Vernissage ist ein gutes Beispiel. Nun gut, hätten Sie statt zu festlichem Schwarz zu Blau oder Dunkelgrau gegriffen, wären Sie vermutlich nicht weiter aufgefallen. Vielleicht mit einer dezent farbig gemusterten Krawatte? Die Königsdisziplin heutigen Stils ist hingegen, den Balanceakt zwischen klassischer Herrenmode und gehobener Freizeitkleidung zu finden. So hätten Sie auf einer Vernissage etwa gut die Krawatte weglassen können. Dazu das Hemd ein wenig farbiger als gewohnt. Wer sich dann am Hals unangezogen fühlt, greift zu einem Krawattenschal. Passt.
Ähnlich sieht die Situation bei Theaterbesuchen aus. Hier unterscheidet sich das passende Outfit massiv nach Art des Theaters. Bei einer kleinen Hinterhofbühne wäre der schwarze Anzug wieder zu viel des Guten. In einem großen Theaterbau gehobener Prägung sollte es schon ein Anzug sein. Und dazwischen?
Wieder eine Herausforderung für den halb formellen Dresscode. Wann haben Sie das letzte Mal ein Jackett über einem leichten schwarzen Rollkragenpullover getragen? Das ist schlicht, sophisticated und nicht zu gestylt. Nichts für festliche Gelegenheiten, aber genau richtig für ein mittleres Schauspielhaus oder eine Musicalbühne. Auch in vielen Restaurants sind Sie so passend gekleidet. Wenn Sie mögen, können Sie diesem Look noch mit einem schlichten Einstecktuch etwas mehr Pepp verleihen.
Wirklich spannend wird es, wenn Sie abends mit Freunden ausgehen. Nun kommt es natürlich sehr stark darauf an, was für Lokalitäten Sie frequentieren. Aber im Großen und Ganzen sind die Einzigen, die abends im grauen Anzug feiern gehen, Geschäftsreisende auf Messen und Kongressen. Meist sind sie mit einem lässigen Outfit besser bedient. Und doch: Sie glauben gar nicht, was für einen Unterschied selbst zu Jeans und Freizeithemd ein Jackett machen kann, dass Sie sich locker geöffnet um die Schultern werfen. Mehr muss es hier gar nicht sein.
Diese paar sartorialen Grenzgänge können auch im Job eine gute Wahl sein, wenn in Ihrem Unternehmen keine Anzugpflicht herrscht. Nichts gegen das klassische Business Casual der sich langsam lockernden Dresscodes – Beigefarbene Chinos und weißes Hemd, eventuell mit dezentem V-Neck darüber -, aber ein Hauch mehr Formalität kann manchmal ganz gut ankommen.
Es spricht nichts dagegen, gut auszusehen. Kombinieren Sie zum Rollkragen ein leichtes Tweedjackett. Die Variante, Hemd mit Krawatte unter einem V-Kragen-Pullover zu tragen, ist hier noch ein wenig ungewohnt. In Italien und Frankreich sieht man diese Kombination inzwischen oft in den nicht so konservativen Büros. Versuchen Sie es mit einer einfarbigen Krawatte – gerne Satin und glänzend, im Sinne des aktuellen Pure-Looks.
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