Die Englische Upper Class der Nachkriegszeit achtete stets auf ein gepflegtes Äußeres mit Krawatte oder Fliege -...
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Nachdem wir uns im letzten Text dem Ablauf von Hochzeitsfeierlichkeiten gewidmet haben, hier nun, wie angekündigt, auch eine kleine Hilfestellung zum Dresscode bei diesem besonderen Ereignis.
Es gab Zeiten, da war das alles ganz einfach. Auf dem Dorf heiratete man in den gleichen Kleidungsstücken, die man auch sonst zu hohen Festtagen aus dem Schrank holte – der regionalen Tracht. Eine Vielzahl von Bräuchen rankte sich um Details wie die Brautkrone, mit der der Braut an diesem Tag ein wenig festlicher Glanz verliehen werden sollte. Während im dörflichen Rahmen je nach geografischer Lage also auch schon mal in Trachtenanzug oder Dirndl geheiratet wurde, war in der Stadt die große Gesellschaftsgarderobe angesagt.
Nicht der Frack, – dieser ist Abendgarderobe und hat auf einer ja meistens tagsüber stattfindenden Hochzeit nichts zu suchen – sondern der Cutaway war das klassische Kleidungsstück der Wahl. Im angelsächsischen Bereich ist dies auch immer noch ein absolutes Muss, und zwar auch für die männlichen Gäste.
Der Cutaway ist ursprünglich schwarz oder anthrazit und wird klassisch mit grau gestreifter Hose und grauer Weste getragen. Dazu kommt eine silbergraue Krawatte oder, wenn es besonders festlich sein soll, ein silbergraues Plastron. Dieses ist allerdings dem Bräutigam vorbehalten. Ergänzt wird dieses in unseren Breiten höchstens noch im Hochadel verbreitete Hochzeitsoutfit mit einer weißen Nelke im Knopfloch. Bei derart detaillierten Kleidungsvorschriften kann man froh sein, heutzutage ein paar Freiheiten mehr zu haben.
Während der Cut zur Hochzeit in wenigen Fällen noch anzutreffen ist, hat sich in den letzten Jahren der Hochzeitsanzug mit elegantem Langjackett im geraden Schnitt durchgesetzt. Gerne darf es in klassischem Schwarz gehalten sein, doch auch hellgrau, champagner oder mocca sind häufig anzutreffen.
Das Jackett hat ein hohes Revers und wird offen getragen. Je nach Farbe des Anzuges ist das Hemd weiß, altweiß, écru oder créme. Von dunkleren Tönen lassen Sie besser die Finger, im Zweifelsfall können Sie mit weiß nichts falsch machen.
Am besten wählen Sie ein Hemd mit Doppelmanschetten und edlen, aber nicht zu auffälligen Manschettenknöpfen. Haben Sie vor, eine Krawatte zu tragen, sollten Sie einen Umschlagkragen wählen. Im Prinzip ist alles möglich, Button-Down-Kragen mal ausgenommen.
Ein Plastron, ein Jabot oder eine Fliege kombinieren Sie stilecht mit Kläppchenkragen. Vervollständigt wird dieses Outfit durch die Weste, das Einstecktuch und den passenden Binder. Ob Plastron, Krawatte oder Fliege, bleibt Ihrem individuellen Geschmack überlassen.
Besonders helle Töne wie weiß oder silber wirken am festlichsten. Zwar können Sie beim Herrenausstatter Hochzeits-Sets aus allen drei Komponenten erwerben, – einheitlich gemustert und dezent bis an die Grenze des Wahrnehmbaren, – mehr Stilgefühl beweisen Sie allerdings mit einer individuellen Kombination. Nehmen Sie ruhig die Farben, aber nicht die Muster auf! Gerade in Hochzeits-Trendtönen wie Champagner oder silber finden Sie stets eine große Auswahl.
Achten Sie aber auf die goldene Regel: nur bei einem sehr hellen Anzug darf die Weste ausnahmsweise dunkler als der Anzug sein. Ansonsten sollte der Anzug eine gewisse Romantik ausstrahlen.
Unser Tipp: Stellen Sie sich vor, wie Ihr Outfit in Kerzenlicht wirken würde. Je eher Sie sich das gut vorstellen können, desto romantischer ist Ihre Bekleidung. Sie wissen als stilbewusster Mann von heute natürlich, dass man in Gesellschaft sein Jackett nie ablegt und man mit einer Weste allein niemals gut gekleidet ist. Nur normalerweise ist diese Weste auch keine verzierte Hochzeitskreation. Und normalerweise übersteht man nicht den ganzen Tag im dreiteiligen Anzug, wovon die letzten paar Stunden eine rauschende Feier sind.
Ausnahmsweise wird Ihnen das Ablegen des Jacketts also wohl keiner übelnehmen – aber bitte erst, nachdem die offiziellen Teile der Hochzeitsfeier abgeschlossen sind!
Aber denken Sie daran: eine Hochzeit ist kein Business-Termin! Sie wollen Ihrer Liebsten den Bund fürs Leben versprechen, viel romantischer kann ein Augenblick kaum noch sein. Also nehmen Sie diese Romantik in ihrer Kleidung auf. Keine Business Stripes, sondern Eleganz. Sie stehen in jedem Fall im Rampenlicht.
Falls Sie sich etwa an einem ungewöhnlichen Krawattenknoten wie dem Christensen versuchen wollen, nur zu. Aufgekommen um die Jahrhundertwende, strahlt dieser Knoten mit seinen sichtbar gekreuzten Windungen Nostalgie aus wie kein anderer.
Als Trauzeuge oder einfacher Hochzeitsgast haben Sie es da natürlich leichter. Hier ist weniger oft mehr. Die Regel, nicht eleganter zu sein als der Bräutigam, ist natürlich schwierig zu befolgen, wenn dieser vielleicht mit offenem Hemdkragen vor den Traualtar tritt. Im Normalfall sollten Sie aber mit einem dunklen Anzug bestens gerüstet sein. Traditionell trägt zwar auf einer Hochzeit niemand außer dem Bräutigam schwarz, aber diese Regel ist inzwischen nicht mehr so verbindlich.
Am besten sprechen Sie derartige Details kurz mit den Brautleuten ab. Auch hier gilt es, den festlichen Charakter zu betonen. Also lassen Sie die Clubkrawatte mit den Streifen im Schrank und entscheiden sich für ein feierlicheres Modell. Silbergrau ist der Klassiker.
Auch Cremetöne kommen gut an. Wenn Sie modische Akzente setzen wollen, strahlt Ihre glänzende Krawatte lila oder grün. Eine schwarze Krawatte ist zwar modisch immer möglich, wird jedoch von älteren Verwandten normalerweise als unpassend empfunden.
Früher trug man dieses Universalaccessoire halt vorwiegend auf Beerdigungen, nicht auf freudigen Anlässen. Aus dem amerikanischen Raum kommt eine Idee, die auch hierzulande immer mehr Freunde gewinnt: Warum statten Sie nicht einfach Ihre Trauzeugen und den näheren Teil ihrer Hochzeitsgesellschaft mit passenden, einheitlichen Krawatten aus?
Das macht sich ungeheuer spannend auf dem Hochzeitsfoto und gibt der ganzen Hochzeitsgesellschaft ein geschlossenes Auftreten. Zudem können Sie all zu starke Farbkonflikte vermeiden, indem Sie diese Krawatten mit dem Outfit des Bräutigams und dem Kleid der Braut abstimmen.
Für die jüngeren Hochzeitsgäste gibt es Kinderkrawatten, meist passend zum jeweiligen Erwachsenenmodell, mit denen auch Kinder sich für einen Tag wie ein Großer fühlen – denn schließlich sollen bei einem Freudenfest ja alle etwas davon haben.
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