Die Englische Upper Class der Nachkriegszeit achtete stets auf ein gepflegtes Äußeres mit Krawatte oder Fliege -...
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Jeans? Des Teufels, natürlich. Gehen gar nicht. So was tragen doch nur Punks. Und dann noch gar ein V-Kragen am Pullover? Lässt sich ein Gentleman jemals in so etwas blicken? Es soll sogar Menschen geben, die tragen ein Hemd mit Haifischkragen - offen. Ohne Krawatte.
Seit der Mensch und insbesondere der Mann damals anfing, sein Bärenfell abzulegen und stattdessen den Kleiderluxus zu suchen, übt sich eine wachsende Schar von Kommentatoren darin, nicht nur zu beraten, sondern allgemeingültige Regeln aufzustellen. Wollte man alle diese Regelwerke befolgen, dürfte man eigentlich nur noch nackt aus dem Haus gehen, aus Angst, etwas falsch zu machen. Was einstmals nichts weiter war als eine Sammlung von Erfahrungswerten, wird gerade unter Anhängern klassischer Herrenmode schnell zur Diktatur eines Stils, der sich ausschließlich an Modegrößen der 50er und 60er Jahre orientiert, und auch dann nur an den konservativsten davon.
Wohlgemerkt: es geht hier nicht um Business-Dresscodes. Im Geschäftsleben ist Professionalität das Gebot und die muss auch in der Kleidung zum Ausdruck kommen. Gerade in konservativen Branchen tut man gut daran, sich auch künftig im dunkelgrauen Anzug und dezent gestreifter Krawatte zu zeigen – nicht, weil es das Unternehmen vorschreibt, sondern weil die Kunden es erwarten.
Doch spätestens im Freizeit-Bereich wirken manche dieser alten ehernen Kleidungsgesetze leer. So habe Freizeitgarderobe aus Braun- und Grüntönen zu bestehen, liest man bei manchen Autoren. Zu dumm, wenn einem diese Farben nun einmal nicht stehen. Zudem besagt gleichzeitig eine mindestens genauso altehrwürdige Regel: No brown in town. Wer also seine Freizeit nicht auf dem Landgut oder bei der Jagd, sondern in der Stadt verbringt, hat ein Problem.
Und genau hier liegt das Grundproblem der klassischen Ratgeber-Literatur. Es ist nicht einmal so, dass die stilistischen Vorbilder nicht zu ihrer Zeit eine perfekte Figur machten. Doch unsere Lebensumstände sind nicht mehr die gleichen. Und vieles von dem, was dort als Regel aufgestellt wurde, ist in Wirklichkeit eine Frage des – wenn auch konventionellen – persönlichen Geschmacks.
So las ich neulich in einem Modeblog, dass der hellgraue Anzug „die perfekte Freizeitbekleidung für einen lockeren Spaziergang“ sei, aber spätestens beim Gang ins Restaurant gegen ein Modell in konservativerer Farbgestaltung ausgetauscht werden sollte. Zudem seien Krawattenmuster wie Paisleys zu laut und verspielt, um ernsthaft in Erwägung gezogen zu werden. Nun, die meisten von uns werden in Ihrer Freizeit weder einen hellgrauen noch überhaupt einen Anzug tragen und im Zweifel eher ganz auf die Krawatte verzichten.
Wer direkt von der Arbeit in die Kneipe oder zum Einkaufen fährt, kann die strikte Trennung von Business- und Freizeitgarderobe ohnehin oft nur begrenzt aufrechterhalten.
Vielleicht ist es an der Zeit, sich wieder daran zu erinnern, dass alle diese – zweifelsfrei gut gemeinten und meist auch nicht ganz unisnnigen – Regeln nur eines sein sollen: eine Hilfestellung. Nun gut, weiße Tennissocken gehen gar nicht. Und Krawatte und Einstecktuch identisch zu wählen, lenkt den Blick vom Gesicht ab. Dass man es nicht übertreiben sollte, versteht sich von selbst. Auf einem Festival kommt das verwaschene T-Shirt von der Lieblingsband vermutlich gut an. Beim Nobelitaliener eher weniger.
Gerade in Bezug auf Freizeitmode sind Jeans längst so verbreitet, dass ihre generelle Ablehnung nur noch von uralten Vorurteilen zeugt. Und niemand muss sich zum Button-Down-Hemd zwingen, wenn er eigentlich lieber ein Polo tragen würde. Selbst T-Shirts sind schon lange nicht mehr generell tabu. Nur sauber und gebügelt sollten sie sein.
Nur im Büro gelten manche Regeln nach wie vor. Vor allem eine: Professionalität ist alles. Das kann, je nach Arbeitsstelle, auch schon mal heißen: Jeans und offenes Hemd, oder vielleicht ein dezenter Cardigan. Selbst vor Jeanshemden muss man nicht mehr Halt machen: Mit einer schicken, modernen Krawatte kann man sie auch schon Mal im Büro tragen. Zumindest wenn man nicht gerade bei einer Bank arbeitet.
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