Die Englische Upper Class der Nachkriegszeit achtete stets auf ein gepflegtes Äußeres mit Krawatte oder Fliege -...
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Die Krawatte ist der Schmuck des Mannes, die Zierde des Halses und die Krönung des Anzugs. Ihr Muster gibt den Ton des Outfits an, vermittelt subtile Botschaften und zeigt selbst in klassischen Businessoutfits eine Individualität, von der die Herrenmode sonst nur träumen kann. Doch auch die Fantasie von Künstlern, Dichtern und Denkern wurde oft genug von jenem unscheinbaren Stoffzipfel angeregt.
So manches Vorkommen einer Krawatte wirkt zumindest überraschend und um die Krawatte selbst ranken sich Mythen und Missverständnisse. Einer der ersten kreativen Köpfe in der Geschichte der Krawatte war der Londoner Holzschnitzer Grinling Gibbons, der von 1648 bis 1721 lebte. Sein Vater war ein Tuchhändler und so kam es, dass sich der berühmte Künstler, dessen Werke prestigeträchtige Orte wie das Trinity College oder Westminster Abbey zieren, einmal für seine Kunst eine Krawatte als Vorbild nahm.
Im getreuen Faltenwurf und elegantem Stoffschwung bildete er eine Halsbinde in Edelholz nach. Das Kunstwerk gelangte in den Besitz des 4. Earl of Orford, Horace Walpole, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen Namen als Schriftsteller gemacht hatte. Kurzerhand trug dieser als chronischer Nonkonformist und Scherzkeks bekannte Literat das gute Stück zu einem hochoffiziellen Empfang und versetzte eine Reihe ausländischer Staatsgäste in Erstaunen.
Krawatten aus Holz gibt es gelegentlich auch heute. Durch Bänder auf der Rückseite werden einzelne Holzsegmente zusammengehalten. Leider sehen diese Gebilde immer ein wenig aus, als hätte sich jemand eine Eisenbahnschiene um den Hals gebunden. Wenn Sie also nicht gerade mit Holz handeln, sollten Sie sich solche modische Extravaganzen eventuell lieber verkneifen.
Einen Werbegag der ganz besonderen Art leistete sich eine Schweizer Agentur: Der Luzerner Wasserturm wurde nicht einfach nur mit einer Krawatte versehen, nein, es musste eine fleckige Krawatte sein. 20 Meter war der gelbe Schlips samt integriertem Ketchupfleck lang.
Das Musikhören in Bahn und Bus mittels MP3-Player oder iPhone ist mittlerweile gang und gäbe. Auch Manager gönnen sich inzwischen gelegentlich diese Art der Beschallung. Anlass genug für eine englische Firma mit einer musikalischen Krawatte zu reagieren: auf der Rückseite hat sie eine dezente Tasche, deren Größe perfekt auf Apples Ipod abgestimmt wurde. Fehlt nur noch, dass die findigen Herren anfangen, auch Lautsprecher in den Schlips einzubauen.
Die Erklärung scheint schnell bei der Hand. Das geknotete Tuch am Hals kroatischer Söldner soll den französischen Hof auf die Idee gebracht haben, so dass aus der Aussprache von Kroate letztlich Krawatte wurde.
Wie kommt es dann, dass bereits im frühen 14. Jahrhundert Eustache Deschamps (1345 – 1404) von einer „Cravate“ spricht? Nicht ganz eine Krawatte, aber ein zu Fliege und Smoking unverzichtbares Kleidungsstück: der Kummerbund. Heißt er etwa so, weil er seinem Träger Leibschmerzen bereitet? Oder weil er ein ernstes Aussehen verleiht? Weit gefehlt.
In Indien stießen englische Kolonialsoldaten bei den dortigen Würdenträgern auf eine breite Schärpe, die um den Bauch gebunden wurde. Auf Hindi hieß dieser Hüftgürtel „Karmaband“. Aus Wettergründen ersetzten die Engländer die zuvor übliche Weste der Regimentskleidung nun ebenfalls durch eine Schärpe und nannten sie „cummerbund“ oder auch „cumberbund“. Getragen wird dieses Accessoire übrigens immer mit den Falten nach oben.
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